Buchtipp
- samywiltschek
- 5. Mai
- 1 Min. Lesezeit

Johannes Siegmund: "Tausend Archen" Flucht als politische Handlung Klaus Wagenbach Verlag € 20,00
Diese überarbeitete Doktorarbeit hat mich einige Mühe beim Lesen gekostet. Voll von wissenschaftlichen Fachbegriffen, gab es immer wieder ein Hinundherblättern. Ich wurde jedoch durch diesen klugen, hochaktuellen Text, mit seinen vielen philosophischen Bezügen, belohnt. Siegmunds Thesen sind provokativ und stellen unsere vorgegebenen Meinungen auf den Kopf. Er beginnt mit den Ursprüngen von Fluchtbewegungen. Ab wann gab es sie? Waren sie religiös bedingt, wirtschaftlich? Immer ist Tyrannanei, sind Diktaturen darin verantwortlich und seit dem Aufkommen des Kapitalismus, gehören Geflüchtete zum System. "Nicht wir sind zu euch gekommen, sondern ihr zu uns", ist ein Zitat eines Geflüchteten, der aufgrund der Kolonialisierung und der Ausbeutung des globalen Südens, keine Lebensgrundlage für sich und die seinen in seinem eigenen Land mehr hat. Somit stimmt der Ausdruck "Wirtschaftsflüchtling" nicht. "Kapitalismusflüchtling" ist der richtige Ausdruck. Was mir auch ganz klar einleuchtet. Ein weiterer wichtiger Punkt im Buch ist u.a., dass Geflüchtete nicht nur Opfer sind, sondern sie bringen Veränderungen, fordern uns auf, aus unserer Blase zu treten und unseren Lebensstil, der auf der Ausbeutung anderer beruht, zu hinterfragen.
Dies sind nur ein paar wenige Beispiele, die Johannes Siegmund in seinen 150 Seiten veröffentlicht hat. Es wäre schön, wenn unsere Gesellschaften einiges davon übernehmen könnten, aber danach sieht es nicht aus.