Buchtipp

Gabriel Yoran: "Die Verkrempelung der Welt"

Zum Stand der Dinge (des Alltags) Suhrkamp Verlag € 22,00

Dinge, die in der vorhergehenden Version besser waren, nennt Gabriel Yoran "Krempel". Es muss immer Neues erfunden werden, neue Features müssen eingefügt werden, um das Update zu gerechtfertigen. Ob das immer besser ist, stellt der Autor in Frage. Warum kann ich in einer neuen Version des Golfs die Heizung nicht mehr mit einem Drehschalter einstellen? Und warum muss ich auf einem unbeleuchteten Touchscreen herumfummeln und werde vom Verkehr abgelenkt? Warum ist Yorans neuer Duschschlauch in mehrerer Hinsicht schlechter, als der Vorgänger? Und warum muss er sich einen Premiumschlauch kaufen, der teurer ist, aber das gleiche kann, als der alte?

Neue Herdplatten, Kaffeemaschinen, Waschmaschinen, ... überall erkennt Gabriel Yoran, dass wir als Kund:innen überfordert sind, um die vielen Hintergründe zu überblicken? Warum werden Waschmaschinen mit einer Haltbarkeit von 10 Jahren als gut bewertet und nicht als mangelhaft, da doch ältere Modelle ein Vielfaches ausgehalten haben? Warum stecken in Lebensmitteln (z.B. Nutella) in osteuropäischen Ländern minderwertige Zusatzstoffe, als z.B. in Deutschland?

Wer steckt hinter Markennamen wie AEG? Sind angebotene Produkte wirklich das, was wir uns vorgestellt haben? Was hat es mit mit online-Bewertungen auf sich? Aber nicht nur das. Es taucht die Frage auf: Kann ich ein gutes Leben, ein nachhaltiges Leben in dieser globalisierten Konsumwelt führen? "Die Verkrempelung der Welt" ist ein flott geschriebenes Buch mit unglaublich vielen Informationen, das nicht als Ratgeber zu lesen ist, sondern als Hintergrundinformation über unser Leben im Jetzt und in der Zukunft, auf einem Planeten, den wir gerade gegen die Wand fahren.

Leseprobe

Gabriel Yoran, geboren 1978 in Frankfurt am Main, ist Unternehmer und Autor. Mit achtzehn gründete er sein erstes Unternehmen. Er promovierte über Spekulativen Realismus bei Graham Harman an der European Graduate School. Zuvor studierte er Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin. Als Autor widmet er sich so unterschiedlichen Themen wie Kochen und klassischer Musik. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen und Autor diverser Sachbücher, zudem schreibt er für den Merkur, Zeit Online, Krautreporter und die taz.